FERRARI BASTELT AM SUPERTEAM UND MACHT VERSTAPPEN NERVöS

Dass der geniale Autodesigner Adrian Newey zur Scuderia wechseln soll, befeuert die Träume der italienischen Rennfans – und die Sorgen bei Dominator Red Bull.

Ein angeblicher Zwischenstopp von Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur auf dem Weg nach Miami lässt die PS-Tifosi von einer goldenen Formel-1-Zukunft träumen. Der gewiefte Rennleiter der Scuderia soll sich zu Vertragsgesprächen mit Technik-Genie Adrian Newey getroffen haben, der mit seiner vorzeitigen Kündigung beim Weltmeister-Team Red Bull für ein Beben gesorgt hat.

Schon mit der Verpflichtung von Rekordchampion Lewis Hamilton zur nächsten Saison hat Vasseur die Motorsport-Königsklasse überrascht, ein Deal mit Newey wäre die Meisterleistung des Franzosen.

Ein solcher Wechsel des wohl besten Rennwagen-Designers in der Geschichte der Formel 1 würde gleich mehrere Ziele erfüllen. Branchenführer Red Bull könnte einen der Garanten seiner Titelserien mit Sebastian Vettel und aktuell Max Verstappen an den schärfsten Verfolger verlieren. Ferrari würde nicht nur einen PR-Coup verbuchen, sondern auch seine Anziehungskraft für weiteres Top-Personal erhöhen. Und sich womöglich auch die Pole-Position für die grosse Regelreform 2026 verschaffen.

Inmitten der erdrückenden Dominanz von Red Bull und Max Verstappen, der zwar nun in Florida etwas überraschend von Lando Norris geschlagen wurde und trotzdem vier der ersten sechs Saisonrennen gewonnen hat, erwärmen solche Aussichten die Herzen der Ferrari-Fans. Bei einem Gespräch in London habe Teamchef Vasseur das Werben um Newey fortgesetzt, berichten italienische Medien. Von einem lukrativen Angebot war zuletzt schon die Rede, als sich die Gerüchte um Neweys Abschied verdichteten.

Entscheidend dabei ist, dass der 65-Jährige Red Bull Anfang 2025 schon deutlich vor seinem eigentlich vereinbarten Vertragsablauf verlassen darf und dann wohl auch keine Karenzzeit mehr einhalten muss. Newey könnte also noch rechtzeitig Einfluss nehmen auf die Entwicklung des komplett neuen Autos für 2026, das Jahr des grossen Reglement-Umbruchs mit klimafreundlicheren Motoren und neuen Fahrzeug-Konzepten.

Sie nennen ihn «Leonardo da Vinci»

Längst sehnt die Ferrari-nahe «Gazzetta dello Sport» den «Leonardo da Vinci der Aerodynamik» herbei und träumt von Triumphserien wie einst mit Michael Schumacher. Die parallelen Avancen des Aston-Martin-Teams um den milliardenschweren Besitzer Lawrence Stroll habe Newey bereits abgewiesen, heisst es in der Branche.

Seine Magie hat der Supertüftler mehrfach bewiesen, gerade in Zeiten grosser Regeländerungen. Seine Konstruktionen für Williams, McLaren und Red Bull waren Basis für 13 Fahrertitel und 12 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften. Red-Bull-Teamchef Christian Horner rühmte Newey in der Abschiedsmitteilung für «seine aussergewöhnliche Fähigkeit, über die Formel 1 hinaus zu denken, sein bemerkenswertes Talent, dem Wandel zu begegnen und sich auf die vielversprechendsten Bereiche der Regeln zu fokussieren, und seinen unbedingten Siegeswillen».

Weil aber das Verhältnis zwischen Horner und Newey zuletzt wohl stark abgekühlt war, droht das Red-Bull- Imperium ins Wanken zu geraten. «Ich glaube, dass das für Red Bull der Beginn einer neuen Zeitrechnung sein wird und dass er nicht der Letzte ist, der geht», sagte der einstige Fahrer und heutige TV-Experte Ralf Schumacher gegenüber deutschen Medien.

Schumacher erwartet nun bei Red Bull einen Aderlass weiterer Top-Ingenieure. «Wenn das so käme, glaube ich, dass das Team spätestens mit den neuen Regeln zur Saison 2026 in die Mittelmässigkeit abrutschen könnte», sagte der 48-Jährige.

Diese Unkenrufe nimmt auch Max Verstappens Vater Jos ernst. «Das Team droht auseinanderzufallen. Davor hatte ich schon Anfang Jahr Angst», liess der frühere Formel-1-Pilot die niederländische Zeitung «Telegraaf» wissen.

Nur für wenige Wochen hatte sich die Lage bei Red Bull nach dem heftigen Sturm um Teamchef Horner beruhigt. Eine Mitarbeiterin hatte ihm unangemessenes Verhalten vorgeworfen, Horner bestritt das und wurde bei einer internen Untersuchung entlastet. Doch der Teamfrieden scheint brüchig, es haben sich Fraktionen gebildet. Dass eine Schlüsselfigur wie Newey geht, ist auch laut Jos Verstappen «für die Zukunft nicht gut».

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