DIE FCB-FRAUEN SIND BEREIT FüR DEN TITEL

Die Frauen des FC Basel haben bisher eine bemerkenswerte Saison absolviert. In den Playoffs könnten sie nun den Meistertitel holen – erstmals in der Vereinsgeschichte.

Wer hätte das gedacht? Dass die Frauen des FC Basel nach der Generalüberholung im letzten Sommer eine derart starke Saison hinlegen werden. Dass sie die reguläre Spielzeit auf dem dritten Rang abschliessen werden, mit dem besten Torverhältnis der Liga und nur zwei Punkten Abstand auf Leader Servette. Dass sie so nahe am Meisterschaftstitel sein werden wie wohl noch nie.

Zur Erinnerung: Im vergangenen Sommer haben 11 Spielerinnen den FC Basel verlassen, 13 sind neu verpflichtet worden. Zudem kam mit Kim Kulig eine Trainerin ans Rheinknie, die zum ersten Mal in der höchsten Liga eines Landes als Cheftrainerin agiert. Ausgerechnet den Anhängern von Rotblau wird nicht zweimal zu erklären sein, dass eine derart grosse Veränderung nicht immer erfolgbringend wirkt.

Doch es kam anders als bei der Männerequipe: Dank herausragender Arbeit in Sachen Transferplanung und Teambuilding ist es dem Staff rund um Kulig gelungen, aus den neu zusammengewürfelten Individuen in kürzester Zeit eine Einheit zu bilden, die sportlich überzeugt: «Wir sind alle mit einem klaren Ziel in dieses Projekt gestartet, und es hat von Anfang an bemerkenswert gut funktioniert. Natürlich hatten auch wir unsere Herausforderungen, konnten diese aber gut bewältigen. Auch während der regulären Saison haben wir nie aufgehört, uns stetig weiterzuentwickeln», so Kulig.

Und nun ist das Team bereits nach einer Saison titelreif? Kulig ist sich sicher: «Wir haben ein sehr gutes Team, wenn nicht das beste der Liga. Meine Spielerinnen sind superehrgeizig und wissen ganz genau, dass wir performen müssen. Daher werden wir mit dem Ziel in die Playoffs gehen, voll erfolgreich zu sein. Die nötige Qualität haben wir dafür.»

Herausforderungen in den Playoffs

Wegen des Playoff-Systems spielt der Tabellenrang der regulären Saison in der Women’s Super League nur indirekt eine Rolle. In drei Runden – Viertelfinal, Halbfinal und Final – müssten sich die Baslerinnen durchsetzen, um die Meisterschaft zu gewinnen. Ihr erster Gegner heisst FC St. Gallen, das Hinspiel bestreiten sie am Sonntag im Kybunpark, das Rückspiel am 4. Mai zu Hause.

Der Playoff-Modus ist unter den Akteurinnen im Schweizer Fussball alles andere als unumstritten. Zuletzt sprach sich auch Coumba Sow, Mittelfeldspielerin beim FC Basel und im Schweizer Nationalteam, im Interview mit dieser Zeitung dagegen aus. Oft wird kritisiert, dass viel zu viel von den wenigen Spielen am Saisonende abhängt. Man könne die gesamte reguläre Spielzeit auf dem ersten Platz stehen, um in einer einzigen Partie alles zu verlieren.

Kulig hingegen sieht darin eine besondere Herausforderung: «Ich denke, es ist eine interessante Erfahrung, da ich dieses System aus Deutschland nicht kenne. Auch für viele unserer Spielerinnen ist es eine neue Situation. Daher könnte es der Entwicklung unseres Teams guttun.»

K.-o.-Qualitäten haben die Baslerinnen übrigens schon im Cup bewiesen: Sie drangen bis in den Halbfinal vor, den sie nur knapp mit 2:3 gegen YB verloren. Dennoch sei dies mit den Playoffs nicht zu vergleichen. Kulig sagt: «Es ist eine komplett andere Situation, weil man zwei Spiele hat. Da muss sich die bessere Mannschaft durchsetzen, weil man die Erfahrung aus dem Hinspiel ins Rückspiel mitnimmt und sich dementsprechend vorbereiten kann. Nicht so wie im Cup, wo alles von einem Spiel abhängt.»

Der Beginn einer neuen Ära

Besonders ist an dieser Saison der FCB-Frauen nicht nur, dass es sportlich derart rundläuft. Auch neben dem Platz haben einige Entwicklungen ihren Lauf genommen – primär in den Bereichen Infrastruktur und Sichtbarkeit.

So wurde im vergangenen Sommer die Frauenabteilung des FCB in die FC Basel 1893 AG eingegliedert. Dies hatte neben einer Umverteilung des Budgets auch zur Folge, dass Kulig und ihr Team unter professionellen Rahmenbedingungen arbeiten können. Die Trainerin hat zum Beispiel neu ein Büro in der FCB-Geschäftsstelle, was den Austausch mit den anderen Abteilungen des Vereins deutlich erleichtert.

Auch die Sichtbarkeit der FCB-Frauen hat in der laufenden Spielzeit zugenommen. Zu den Heimspielen im Leichtathletikstadion St. Jakob etwa kommen wesentlich mehr Besucher als in der Vergangenheit. Und dies, obwohl Rotblau neu Eintritt für die Frauenpartien verlangt. «In den letzten Spielen haben wir gespürt, dass das Interesse da ist. Wir haben hier ein sehr gutes Ansehen. Das ist in erster Linie schön, bedeutet für uns aber auch Verantwortung. So wollen wir weitere Schritte machen, um die Menschen auch in Zukunft zu begeistern», erzählt Kulig.

Gepaart mit der Leistungssteigerung auf dem Platz scheint es, als sei in der Frauenabteilung des FCB ein neues Zeitalter angebrochen. Ein Zeitalter der Professionalität, der Sichtbarkeit und des sportlichen Erfolgs. Eines, für das die erste Meisterschaft in der Vereinsgeschichte den idealen Startschuss darstellen würde.

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