MONA VETSCH üBER IHRE KARRIERE: «IM SPORT WäRE ICH EIN TOTALAUSFALL»

Seit 25 Jahren ist SRF-Moderatorin Mona Vetsch (48) schweizweit präsent. Blick hat sich mit der Thurgauerin nach der Prix Walo-Auszeichnung als Publikumsliebling über die Freuden und Gefahren des Erfolges unterhalten.

Am letzten Samstag wurde SRF-Moderatorin Mona Vetsch (48) mit dem Prix Walo als Publikumsliebling ausgezeichnet. Im Interview spricht die Thurgauerin über die Wichtigkeit ihres Umfelds, die härtesten Kritiker und wann sie vor dem Fernseher einschläft. 

Blick: Beginnen wir mit einer kniffligen Frage: Weshalb sind Sie so beliebt?Mona Vetsch: Das müssten Sie wohl all jene fragen, die mir ihre Stimme gegeben haben. Ich weiss es nicht. Aber ich freue mich wahnsinnig, dass sich so viele Menschen von dem angesprochen fühlen, was wir machen.

Welche Leute haben für Sie angerufen?Keine Ahnung (lacht). Was ich weiss, wenn ich die vielen Gratulationen anschaue: Die Leute kommen aus den unterschiedlichsten Ecken. Sie alle eint das Gefühl, ich hätte diesen Preis verdient. Für viele war es, als hätten sie selber ein wenig gewonnen. Auf dem Preis steht mein Name, aber gemeint ist das Team. Es ist unser Preis, nicht meiner.

Es gibt viele fixe TV-Rollen, News-Sprecher, Gala-Moderatorinnen, Quizmaster. Sie wirken einmalig. Was sind Sie aber genau?Eine gute Frage. Ich passe wohl wirklich in keine Schublade. Ich bin immer etwas zwischen Stuhl und Bank, ein Ort, wo es mir sehr wohl ist. So bin ich stets in Bewegung. Ich wollte mich nie festlegen und brauchte das zum Glück auch nie zu tun. Und dadurch ist es für mich einfacher, authentisch zu sein. Ich kann mich selber sein, mit all meinen Facetten. Und das macht auch unsere Sendungen speziell. 

Welches Format würde für Sie dennoch nie infrage kommen?Im Sport wäre ich ein Totalausfall (lacht). Ich wäre die Blutgrätsche unter den Sportmoderatorinnen.

Und was würden Sie heimlich gerne machen?Ich lebe nicht auf Sehnsüchte hin, sondern brenne für das unmittelbar Kommende. Diese Woche drehen wir wieder für «Mona mittendrin». Das ist das Einzige, was mich gerade interessiert. So eine Auszeichnung wie den Prix Walo getraut man sich fast nicht zu wünschen. Aber sie tut wahnsinnig gut. Und diesen Augenblick kann mir niemand nehmen. Ich bin am Sonntag erwacht und war so dankbar und gerührt, weil mir so viele Leute einen wirklich unvergesslichen Moment schenkten. Und das hallt bis heute nach.

Droht bei all dem Zuspruch nie die Gefahr, abzuheben?Der Vorteil eines gewissen Alters ist: Du weisst, die guten Momente kommen von selber, die schlechten auch. Jetzt habe ich gerade ein Hoch. Da war das «Mona mittendrin»-Jubiläum oder unsere Bühnen-Tournee «Im mittleren Alter», die wir nochmals um ein Jahr verlängern dürfen. Und nun noch dieser Preis. Früher dachte ich, ich dürfe mich gar nie allzu fest freuen, um nicht abzuheben. Heute weiss ich, dass einen das Leben von selber runterholt. Das habe ich auch aus meinen Sendungen gelernt, von all den Menschen mit ihren Schicksalen: Hey, lebe Dein Leben jetzt. Und wenn nun ein guter Moment ist, dann freu dich mit allem, was du hast und teile diese Freude. Man muss sich nicht präventiv schützen, indem man sich nur halb freut. Wie man sich auch nicht vorsorglich auf einen Schicksalsschlag vorbereiten kann. 

Der grösste TV-Liebling der Schweiz war Heidi Abel, auch sie sehr vielseitig. Abel klagte manchmal, vom Publikumszuspruch beinahe aufgefressen zu werden. Können Sie damit umgehen?Wenn Dich alle kennen, gehörst Du auch ein wenig den Leuten, das ist so. Viele Leute haben über den Bildschirm eine Beziehung zu mir aufgebaut. Ich bin schon 25 Jahre präsent und ein kleiner Teil ihres Lebens. Damit kann ich umgehen. Denn sie sind auch Teil meines Lebens. Was mir bewusst ist: Ich muss immer wieder Menschen enttäuschen und kann nicht für alle da sein. Ich bekomme Einladungen zu Geburtstagsfeiern oder Aperos, doch das sprengt meine Möglichkeiten. Und es gibt den Unterschied zwischen mir als öffentlicher Person und meinem Privatleben. Das muss ich auch in Anspruch nehmen können. Doch diese Situationen sind selten. Häufiger gibt es schöne Begegnungen mit Menschen, die ich noch nie gesehen habe. Wir sprechen miteinander. Und diese Begegnungen machen mein Leben spannender. 

Sie haben in Ihrer Dankesrede Ihrem Ehemann gedankt, der nie da sei, wo sie sind, weil er währenddessen zuhause zu den Kindern schaue. Vermissen Sie den Gang als Paar über den Roten Teppich nie?Uns war von Anfang an klar, dass wir das beide nie zusammen machen würden. Das ist nicht die Welt meines Mannes. Es ist mein Job, aber nicht unser Leben. Das Leben, das wir gemeinsam teilen, sieht ganz anders aus, komplett unglamourös. Nur schon die Vorstellung, dass ich ihn über einen Roten Teppich quälen müsste... (lacht). Ich glaube, einer meiner grössten Liebesbeweise war, nie von ihm zu erwarten, dass er so etwas mitmachen würde. Bei einem Job, wie ich ihn habe, muss man sich von Anfang an im Klaren sein, wie man mit solchen Situationen umgeht. Es gibt immer Wünsche, nach gemeinsamen Auftritten, nach Bildern mit den Kindern. Und wir haben von Anfang an entschieden, dass wir das nicht möchten. Mir hilft diese klare Linie sehr. Es gibt eine öffentliche Mona und eine private. Das hat sich bewährt. 

Ihr Mann verfolgt Ihre Arbeit im Hintergrund. Ist er ein strenger Kritiker?Mein Mann schaut jede Sendung. Und sagt auch ehrlich, was er davon hält. Das hilft mir sehr, weil er selber auch Journalist ist, aber einen etwas anderen Blick auf diese Dinge hat. Ich gebe sehr viel auf sein Urteil. Wenn ich unsicher bin, hilft mir ein Gespräch mit ihm sehr. 

Wer sind sonst Ihre wichtigsten Kritiker?Das Publikum. Dank Social Media gibt es so viele Wege, Feedbacks abzugeben. Die Meinung meines Teams ist mir ebenfalls wichtig. Oder jene meines Bühnenpartners Tom Gisler. Die härtesten Kritiker sind jene, die ich am besten mag. Sie können ehrlich sein. Und von ihnen kann und muss ich Kritik annehmen. 

Sie haben am Samstag auch Ihren Eltern gedankt, die mit Ihnen früher auf dem Sofa ferngesehen hätten. «Irgendwann bin ich auch da», hätten sie sich damals gedacht. Woher kam diese Zuversicht?Fernsehen war etwas vom Wenigen, das wir zuhause auf dem Bauernhof in Hattenhausen immer gemeinsam machten. TV-Sendungen haben uns sehr verbunden, zum Beispiel die Skirennen. Ich erinnere mich gut an den Entsetzensschrei meiner Mutter, wenn Joël Gaspoz wieder einmal einfädelte. Und wie mein Vater jeweils vor lauter Schreck fast den Teller fallen liess. Das sind Erinnerungen, die sich mir einbrannten. Diese TV-Welt schien unerreichbar, trotzdem hatte ich einen engen Bezug dazu. Dass ich je dort landen würde, hätte ich mir aber nie zu träumen gewagt. Fernsehen ging mich etwas an und war ein wichtiger Teil meines Lebens. Und der Augenblick, in dem ich jetzt am besten merke, dass ich wie meine Eltern werde, ist jener, wenn ich jeweils vor dem Fernseher einschlafe, mich die Kinder später wecken und ich behaupte, ich hätte keine Sekunde verpasst. Das war ein klassisches Muster bei meiner Mutter. Ich bin genau gleich.

Interessant. Bei welchen Sendungen geschieht das denn?Das kann bei jeder passieren. Das liegt nicht an der Qualität, sondern an mir und der Weichheit des Sofas. Und das ist auch kein schlechtes Zeichen. Wenn man bei etwas einschläft, ist das auch ein Argument dafür, dass man sich dabei wohlfühlt. 

Weshalb wirken Sie eigentlich nie betrübt oder enerviert? Stehen Sie nie mit dem falschen Bein auf?Doch, ich erlebe die grauen Tage genauso so intensiv wie die farbigen. Aber wenn ich vor der Kamera stehe, arbeite ich. Jemand, der operiert, kann auch nicht sagen, er habe jetzt gerade keine Lust dazu. Ich bin nicht immer gleich gut. Aber meine Befindlichkeiten haben dort keinen Platz. Wenn die Kamera läuft, geht es um die Menschen, die ich befrage. Dann habe ich keine Zeit, über mich nachzudenken. Und das ist auch ein Privileg: Zu wissen, jetzt geht es mal drei Tage lang nicht um Dich selber. Das lernt man auch, sobald man Kinder hat. Es geht fast nie um Dich. Ich finde andere Menschen sowieso viel interessanter. Ich möchte mich nie interviewen müssen. Von mir weiss ich ja schon alles.

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